Dienstag, 17. Februar 2015

2015!

Ich habe meine Pflicht als Blogger in den letzten Monaten sehr stark vernachlässigt. Es ist eine Menge passiert und ich werde versuchen das wichtigste aus dem vergangen Jahr und den ersten Wochen des neuen Jahrs auf den Punkt zu bringen.

  • Tokyo: Ende Oktober, in den Herbstferien, war ich zusammen mit Laura in Tokyo. Mit dem Nachtbus von 23 Uhr bis ca. 7 Uhr morgens unterwegs, so spart man sich wenigstens eine Nacht im Hotel und eine Menge Geld. Fliegen und der Shinkansen (Hochgeschwindigkeitszug, etwas mehr als zwei Stunden nach Tokyo), in dessen Genuss ich inzwischen aber auch schon gekommen bin, sind einfach schweineteuer. Wir waren in einem Hotel untergebracht, das uns im Vorfeld von Shiori empfohlen wurde. Ein günstiges, ziemlich zentrales und echt gutes Hotel. In Spaziergangreichweite zum Skytree.
    Den ersten Tag haben wir ruhig angehen lassen, etwas Schlaf nachgeholt und dann im Tempelviertel spazieren gegangen. Ab dem zweiten Tag ging es richtig los. Ich war auch dem Skytree, habe die Aussicht über Tokyo bei Nacht genossen, war auf dem Tokyo Tower, habe im Kaisergarten die Herbstsonne genossen, bin mit dem Fahrrad durch die hektische Innenstadt gekreuzt und habe auf dem weltgrössten Fischmarkt fantastisches Sushi genossen. ShinjukuShibuya und Harajuku standen als "Musst-Visit"-Viertel natürlich auch auf dem Programm. Tokyo ist unglaublich. Ich glaube so viele Menschen auf einmal sieht man sonst nur auf Festivals, Messen oder im Stadion. Als Eindruck für eine Woche ist es ziemlich cool, aber ich glaube ich würde hier nicht leben wollen. Auf Dauer zu laut, zu voll, zu stressig. Muss nicht sein.
    Bei dem ganzen Trubel, den Wolkenkratzern, Leuchtreklamen und Sehenswürdigkeiten springt mein persönlicher Favorit etwas aus der Reihe. Am besten gefallen hat mir nämlich ein kleiner Park in der Nähe des Fischmarktes. Inmitten der Hochhäuser liegt er versteckt. Ruhig und klein, mit einem kleinen See und einer Insel auf der man Tee genießen kann. Das Wetter war auch einfach perfekt. Ein toller Trip und eine tolle Erfahrung.
  • Winterferien: Die drei freien Wochen über Weihnachten sind nicht grundlos die für mich bislang schönste Zeit in Japan gewesen. Schwer dazu beigetragen hat natürlich die Tatsache, dass ich für zwei Wochen Besuch von meiner Freundin bekommen habe. Aber auch abgesehen davon waren die Ferien unglaublich und haben unglaublich viel Spaß gemacht.
    In der ersten Woche war sie noch nicht da, in dieser Zeit habe ich Weihnachtsvorbereitungen getroffen. Geschenke gekauft, lange ausgeschlafen und vor allem eine Menge Zeit gebastelt. Gewisse Geschenke hatten eine Deadline, die ich einhalten musste und haben eine ganze Menge Arbeit in Anspruch genommen. Aber es ist alles noch rechtzeitig fertig geworden.
    Am 21ten ist Helle dann angekommen und ich habe sie vom Flughafen abgeholt. Weihnachten stand schon unmittelbar vor der Tür und wir mussten noch ein paar Sachen erledigen, wie zum Beispiel Geschenke für das Sharehouse-Wichteln besorgen. Es gab zwei Bedingungen: das Geschenk durfte höchstens 1500 Yen kosten und musste irgendwie rund sein. Das ließ sich gerade so machen. Als Ergebnis gab es dann zwei Spielzeuge, mit denen man sich gut die Zeit vertreiben kann.
    Es sollte mein erstes Weihnachten sein, das ich nicht zu hause feiere, aber es war trotzdem ein unglaublich schönes Weihnachten. Am Weihnachtsabend haben wir uns mit allen im Commonroom versammelt und zusammen gekocht, Das Essen war kulturell ziemlich gemischt und die Kombinationen die daraus entstanden sind waren sehr interessant. So würde Sauerkraut und Rotkraut fröhlich mit Sushi und Reis gemischt, oben drauf noch ein wenig Kartoffelbrei gekleckst und das ganze dann mit sehr leckerem Fleisch abgerundet. Das Essen war sehr lecker. Bestimmt das beste Essen, das ich gegessen habe seit ich in Japan bin. Nach dem Essen wurde gewichtelt. Ich stand am Ende mit einer Flasche wenn und rundem Gebäck da. Ich bin ein Freund von Essen und Trinken, also war ich damit sehr zufrieden. Der Abend war wirklich schön. Nette Gesellschaft, gutes Essen und Geschenke. Was möchte man mehr von einem Weihnachtsabend?
    Nach einer alten Familientradition ging es am ersten Weihnachtsfeiertag (etwas verspätet, aber an Weihnachten war keine Zeit) ins Kino. Der Hobbit, dritter Teil. Ich hatte den Film schon einmal gesehen, aber bei manchen Filmen lohnt es sich auch zwei mal rein zu gehen. Meine Freundin und ich waren einige Tage später dann sogar nochmal im Kino. Diesmal Baymax. Ich liebe Animationsfilme. Sie fand ihn eindeutig auch gut :)
    Das nächste große Event war dann Neujahr. Es gab abends eine Party unten in der Bar, den Tag haben meine Freundin und ich allerdings in Osaka verbracht. Zunächst haben wir uns die Burg angesehen, dann als es dunkel wurde gab es dort eine große Lightshow, die wir uns auch nicht entgehen lassen haben. Rechtzeitig zur Party standen wir allerdings wieder in Kobe auf der Matte. Die Party war ebenfalls echt gut. Ein kleines Highlight war ein Schere-Stein-Papier Wettbewerb, den ich mit Bravour gewonnen habe. 100 Yen gesetzt und 2500 gewonnen. Davon abgesehen war es eine recht normale Party, aber eine gute.
    Mit Beginn des neuen Jahres kamen noch zwei weitere Events die ich kurz ansprechen möchte.
    Aki hat uns zu sich eingeladen um zusammen mit seiner Familie Mochi, eine Art japanischer Neujahrskuchen aus Reis, zu machen. Auf traditionelle Art und Weise. Das beinhaltet mit einem großen Holzhammer eine Portion Reis windelweich prügeln. Und das ist genau so spaßig wie es sich anhört. Das Ergebnis war zudem noch echt lecker. Der Reis wurde wie gesagt zunächst weich gehauen, dann entweder mit verschiedenen Zutaten gefüllt, oder frittiert. Nach Tee und Kuchen ging es dann noch gemeinsam in einen nahe gelegenen Tempel, um ganz traditionell das Neujahrsgebet zu sprechen. Der Tempel lag etwas höher am Berg, sodass der Schnee der zuvor gefallen war liegen geblieben ist und dem ganzen eine schöne Winteraura verpasst hat.
    Die letzten Tagen ihres Japanbesuches waren angebrochen, doch es gab noch eine Sache die ich zusammen mit meiner Freundin machen wollte, was ich selbst bislang noch nicht gemacht hatte. Nara. Was ist das Besondere an Nara? Nara ist eine Stadt. Nara hat einen Park. Einen verdammt großen Park. Und in diesem Park leben Hirsche. Verdammt viele Hirsche. Ein sehr beliebtes Reiseziel, nicht nur für Touristen. Die Hirsche sind also volles Haus und somit an Menschen generell gewöhnt. Und es sind echt viele. Der Park an sich ist schon schön, aber die Tatsache, dass überall zahme Hirsche durch die Gegend laufen macht ihn noch schöner. Man kann sogar Hirschkeckse kaufen und verfüttern. Man lief dann nur Gefahr, dass einem den Rest des Tages ein Hirsch hinterher läuft der nicht genug bekommen kann.
    Lichtshow Osaka
    Mochi füllen
    Lichtshow Osaka
    Buntes Weihnachtsessen
    Nara
    Reis verprügeln
    Hirsche in Nara

     Ich kann noch über eine Menge mehr schreiben, aber ich mache das mal in Etappen, damit es nicht zu lange dauert. Weiter geht es zum Beispiel mit meiner ersten Reise im Shinkansen und was ich eigentlich so auf der Arbeit treibe. Bald sollte also mehr kommen!

Sonntag, 12. Oktober 2014

Opportunity...




Gestern wurde mir mal wieder bewusst, wieso ich dieses Jahr mache und wieso es trotz manchem Zweifel keine Falsche Entscheidung war nach Japan zu gehen. Denn sonst würde mir nicht so etwas passieren und keine Zufälle würden Abende an denen ich eigentlich nur noch allein sein will in die besten Erfahrungen und spaßigsten Erlebnisse verwandeln.

Kontext:
Ich habe natürlich viele Kindern an der Schule kennen gelernt, manche besser, manche weniger gut. Am besten kenne ich die Preschool Kinder, Grade 1 und Grade 2 kenne ich auch recht gut, Grade 3/4, Grade 5/6, Pre- und Kindergarten kenne ich aber weniger gut, da ich dort nicht eingesetzt werde. Abseits dieser Gruppen gibt es aber noch die Buskinder, die aus allen Stufen kommen, sodass ich zum Beispiel auch ein paar Kinder aus dem Kindergarten sehr gut kennen lernen konnte. Natürlich kommen manche Kinder auch besser mit einem aus und manche wieder weniger gut. Dann gibt es die mit denen ich nie zu tun habe und die, die an mir hängen und sich immer freuen mich zu sehen. Kurz: Die die mich scheinabr wirklich gern haben und mit denen ich sehr gut auskomme.
Eines dieser Kinder kam aus dem Kindergarten. Keiko ist vier Jahre alt und ist letzten Monat in dem Bus gefahren den ich betreut habe. Dieses Kind hat zwei prägende Eigenschaften: Es kann sehr gut Englisch und kann außerdem ohne Ende reden. Das mag jetzt vielleicht nervig klingen, aber ich habe es immer sehr genossen auf der Busfahrt jemandem zum Reden zu haben. Vor allem Dienstags war es immer gut, da war ich mittags nur mit ihr allein unterwegs. Die ganze Busfahrt konnten wir uns unterhalten und es hat echt viel Spaß gemacht. Keiko hat viel erzählt, sodass ich viel über sie erfahren habe. Sie wohnt jetzt nicht mehr in Japan, ist nach Europa gezogen und wird dort für einige Jahre leben. Ich habe auf jeden Fall immer eine Menge Spaß mit ihr zusammen im Bus gehabt und da sie auch alles was ihr passiert ihrer Mutter erzählt, was natürlich auch mich beinhaltet hat, habe ich auch einen guten Draht zu ihrer Mutter aufgebaut. Man hat immer mal ein paar Worte gewechselt wenn man sich gesehen hat, die Hauptarbeit hat aber Keiko mit ihren Geschichten gemacht. Ich konnte also eine gute Verbindung zu ihrer Familie aufbauen.

Jetzt aber zur eigentlichen Story:
Oktoberfest. Dieses Fest ist ein großes Ereignis an der Schule und wenn ich groß sage, dann meine ich auch groß. Bier, Würstchen, Sauerkraut, Kartoffelsalat, Kuchen, Brezeln, bayrische Volksmusik und Angebote zur Unterhaltung der Kinder so weit das Auge reicht. Ein sehr guter Platz um Spaß zu haben und den Samstag zu genießen. Leider war mir das nur begrenzt möglich. Ich musste arbeiten. Irgendjemand muss ja die ganzen Leckereien verkaufen und die Angebote für die Kinder betreuen und das macht der Schul-Staff. Ich war für zwei Schichten eingeteilt. Die erste von 11 Uhr bis 14 Uhr an der Hüpfburg und die zweite von 14 Uhr bis 18 Uhr am Kuchenverkauf. Ohne richtige Pausen. Dementsprechend bin ich zwar enthusiastisch, aber auch etwas genervt und enttäuscht in den Samstag gegangen. Da feiere ich mein erstes Oktoberfest und muss die ganze Zeit arbeiten, habe kaum Zeit das alles zu genießen. Na ja, Arbeit ist Arbeit, also keine Klagen und hoffen, dass ich irgendwann mal Pause machen kann.
Dieser Tag war übrigens nicht nur Oktoberfest, sondern auch Keikos letzter Tag in Japan. Glücklicherweise war ich mit ihrer Mutter in der ersten Schicht eingeteilt, sodass ich wenigsten jemanden hatte mit dem ich mich gut verstehe und mich unterhalten kann. Und glücklicherweise war es in der ersten Hälfte unserer Schicht noch nicht so voll, eine Person war meistens genug um auf die Hüpfburg zu achten. Keikos Mutter hat mir also angeboten auch mal weg zu gehen und das Fest zu genießen. Ich wollte meine Pflicht aber auch nicht vernachlässigen und als Kompromiss habe ich dann den Privatbabysitter für Keiko gemacht. Ich bin also über das Oktoberfest gelaufen mit einer hüpfenden, strahlenden 4-jährigen an der Hand. Das hieß zwar kein Bier, keine Würstchen und den ganzen Erwachsenenkram, aber mit Keiko hat man so oder so genug Spaß. Den Mittag habe ich also mit ihr Kuchen gegessen, abwaschbare Tattoos gemacht und Fun Fishing gespielt. In der zweiten Hälfte der Schicht wurde es dann voller, sodass ich die ganze Zeit an der Hüpfburg beschäftigt war.
Die zweite Schicht war weniger aufregend. Kuchenverkauf. Von 14 Uhr bis 17 Uhr habe ich nichts anderes gemacht als ununterbrochen Kuchen zu verkaufen. Eher weniger spannend, ich spare die Details aus. Um 17 Uhr war Schluss, weil kein Kuchen mehr übrig war. Ich war klug genug mir schon vorher welchen zu sichern, als das Angebot noch groß war. Habe ich grade gegessen, sehr lecker. Danach wurde dann aufgeräumt, wo vor ich mich natürlich auch nicht gedrückt habe. Zumindest nicht die ganze Zeit. 10 Minuten Auszeit habe ich mir dann doch noch mal gegönnt. Zwei Freibier und eine Brezel konnte ich auch noch abgreifen. Wäre ja auch traurig gewesen: Oktoberfest ohne ein Bier. Die Würstchen und den Kartoffelsalat hatte ich schon vorher probiert, ebenfalls sehr lecker.
Gegen 18 Uhr neigte sich alles dem Ende entgegen. Uns Freiwilligen wurde erlaubt zu gehen und hier habe ich die erste wichtige Weiche für den Abend gestellt. Ich bin nämlich nicht gleich zusammen mit den anderen gegangen sondern habe noch gewartet, den Danksagungen zugehört. Ich wollte mich noch verabschieden. Es war der letzte Abend in Japan für Keikos Familie. Kontaktdaten waren schon ausgetauscht. Letzte Umarmungen, das letzte "Auf Wiedersehen..." und dann habe ich mich auf den Weg gemacht.
Aus einer Laune heraus habe ich die zweite wichtige Weiche gestellt um diesen Abend perfekt zu machen. Ich war emotional ein wenig mitgenommen. Zum einen der Abschied, zum anderen kamen auch wieder Heimweh und Sehnsucht an die Oberfläche. Ich habe mich entschlossen nicht direkt an der nächsten Station einzusteigen, sonder durch die Nacht bis zur zweiten zu laufen, um die Gedanken schweifen zu lassen. Ich würde zwar später Zuhause sein, aber das war mir egal. Ich brauchte etwas Zeit für mich.
An der zweiten Station angekommen fährt gerade der Zug ein. Und weil ich zwei Mal nicht den schnellsten Weg nach Hause genommen habe, habe ich die entscheidende Begegnung gemacht. Wer strahlt mich durch die Glastür vom hintersten Wagon an und winkt mir aufgeregt zu? Keiko. Das hat meine Laune gleich verbessert. Die Tür öffnet sich und ich höre ihre Rufe "Mama, Mama! Look, it's Lennart!". Da sitzen Keikos und Lunas (ein anderes Mädchen aus dem Bus und Keikos beste Freundin) Familien auf ihrem Weg nach Hause. Keikos Mutter ist verwundert. Wieso steige ich hier ein? Ich erkläre, dass ich nur Lust auf einen Spaziergang hatte. Die beiden kleinen Mädchen sind total aufgeregt und hüpfen schon die ganze Zeit um mich herum. Keikos Mutter fragt mich wo ich wohne. In der Nähe von Motomachi. Was für ein Zufall, da müssten sie auch hin. Wie sich heraus stellt ist ihr Hotel ganz in der Nähe vom meinem Sharehouse. Ob ich noch mehr Zeit mit ihnen verbringen will, sie würden heute zur Feier des letzten Abends traditionell japanisch Essen gehen, ob ich mitkommen mag? Ich hatte keine weiteren Pläne für den Abend, also warum nicht?
Mit einem aufgeregt hüpfenden kleinen Mädchen an jeder Hand mache ich mich also auf den Weg in Richtung Motomachi. Die beiden sind einfach klasse. Ich würde sofort als Babysitter arbeiten um auf die beiden aufzupassen. Irgendwann werden sie wahrscheinlich echt anstrengend, aber das wäre es wert. Wir habe noch Keikos Vater abgeholt und dann ging es in das Restaurant.
Und was für ein Restaurant das war. Es war unglaublich edel und mein erstes Mal in einem wirklich traditionellen japanischen Restaurant. So mit auf dem Boden sitzen, niedrigen Tischen und ganz viel Fisch zu essen. Sagte ich schon mal, dass ich japanisches Essen total gerne mag? Und dieses Essen war top! So lecker habe ich ewig nicht gegessen. (Trotzdem ein Shout-Out an die Kochkünste meiner Eltern! Ihr macht der sehr gut!) Der Abend war genial. Bier und großzügig ausgeschenkter Sake haben unter uns Erwachsenen die Stimmung gelockert und ich habe mich sehr gut unterhalten. Ich bin schon eingeladen Keikos Familie nächstes Jahr zu besuchen, wenn ich auch wieder in Europa bin und ich werde mein möglichstes tun diese Einladung anzunehmen. Während die Kinder um den Tisch turnten, mit mitgebrachten Spielzeug wieder ruhig gestellt wurden und mir "Liebesbriefe" (Sticky Notes in Herzform mit allen Buchstaben die sie schon kennen und Bilder von Gesichtern und Hintern (? :D)) geschrieben haben, habe ich das Essen und diesen einmaligen Abend genossen. Es war unglaublich schön. Danke an diese Fügung des Schicksals :)
Es gab dann noch einen weiteren Abschied. Diesmal wirklich vorerst das letzte Mal Keiko gedrückt und mich von den Eltern verabschiedet und mit dem Gefühl das Schicksal auf meiner Seite zu haben und selten vorkommender so extrem guter Laune nach Hause gelaufen.
Und der Abend war noch jung. Ich will mich kurz fassen. Ich bin noch mit Kollegen von der Schule und meinen Mitfreiwilligen in eine Bar gegangen in der eine sehr gute Liveband gespielt hat. Einfach mal wieder Musik, Tanzen, Spaß haben.
Alles in allem ein unglaublich guter Abend :)
Der erste von fünf Gängen des japanischen Menüs

Samstag, 4. Oktober 2014

Tag der Deutschen Einheit: Kassler, Spätzle und noch etwas Kuchen!

Dritter Oktober, da war doch was... Unter anderem zum Beispiel der Tag der deutschen Wiedervereinigung. Zwar etwas vor meiner Zeit, ich bin in einem vereinten Deutschland aufgewachsen, aber geschichtsträchtig genug, um uns jedes Jahr einen schulfreien Tag zu bescheren. In Deutschland zumindest. Hier in Japan bleiben natürlich alle Schulen geöffnet und ich muss auch brav zur Arbeit erscheinen. Naja, in Deutschland haben wir ja auch nie was besonderes gemacht, da kann der Tag hier ja auch an mir vorbei gehen wie jeder andere... Dachte ich.
Dann kam Gerhard, unser Schulleiter vorbei und hat uns Freiwilligen eine Einladung in die Hand gedrückt. Alle Mitarbeiter der Deutschen Schule wurden zu einer Festlichkeit des Deutschen Generalkonsulats in Osaka zu Ehren unseres Einheitstags eingeladen. Sogar die Freiwilligen. Also haben wir uns nach der Schule in unsere schickesten Klamotten geschmissen (vielleicht hätte ich doch auf das Handbuch hören sollen und schickere Sachen als ein schwarzes Hemd und eine Hose die keine Jeans ist einpacken sollen) und sind mit dem Zug rüber nach Osaka gefahren. Der Weg war nicht so schwer zu finden und das Hochhaus, in dem das "Imperial Hotel" zu finden ist, nicht zu übersehen. Nach kurzer Nachfrage an der Rezeption ging es dann in den dritten Stock wo wir direkt empfangen wurden. Ungewöhnlich mal wieder wildfremde Leute Deutsch sprechen zu hören. Man sah dem Hotel - vor allem dem Kronleuchter - an, dass es mit vier Sternen ausgezeichnet ist. Alles sehr edel.
Die Rede zu Beginn hatten wir wegen des Busdienstes leider verpasst, das Buffet war aber noch im vollen Gange als wir dann eingetrudelt sind. Kurz die Kollegen gesucht, "Konbanwa" gesagt - eher "Good Evening" und "Guten Abend", aber in diesem Blog geht es um Japan - und dann auch gleich angestellt um ein paar der Leckereien zu kosten. Mit ein Paar meine ich natürlich alles und mehr als nur einmal. Endlich mal wieder das gute, alte deutsche Essen. Sauerkraut mit Würstchen, Kassler zu Kartoffelbrei, richtiges Brot, Spätzle, Koteletts... Das war noch über zwei Monaten Abwechslung aus Reis, Nudeln und Fisch auch mal wieder notwendig. Und da alles umsonst war konnten wir auch ordentlich genießen. Wir müssen bei unserem Freiwilligengehalt ordentlich zugreifen, wenn mal was umsonst ist :D
Ich habe mich mit meinen abgetragenen Straßenschuhen und dem schlichten schwarzen Hemd zwar zunächst etwas fehl am Platz gefühlt, zwischen all den wichtig aussehenden Herren im Anzug, aber das hat den Spaß den ich mit den anderen hatte nicht geschmälert. Essen, nette Kollegen und das beste kommt ja erst noch: der Nachtisch. Eis, Früchte und Kuchen! Kuchen soweit der Blick reicht. Ich glaube ich habe selten so viele leckere Kuchen auf einem Fleck auf einmal gesehen. Natürlich hieß es auch hier durchprobieren. Dazu ganz stilvoll ein paar Tassen Tee. Zweimal. Ich liebe Kuchen und das war das Paradies. Ich habe wahrscheinlich zu viel gegessen und werde morgen noch einen schweren Magen haben, aber das war es auf jeden Fall wert.
Ein Abend bei dem ich am Anfang nicht wusste was mich erwartet, der mich aber sehr positiv überrascht hat :) Nette Gespräche, viele Fotos, Kollegen nochmal besser kennen gelernt und sehr lecker gegessen, außerdem ist Osaka immer eine Reise wert ;)





Mittwoch, 10. September 2014

Work and Weekend #06-07 Arbeitsalltag

Ich entschuldige mich erst mal, dass hier solange nichts passiert ist. Die erste Arbeitswoche war ziemlich anstrengend, die kommenden werden es vermutlich auch sein, aber da kann ich mich jetzt hoffentlich drauf einstellen und trotzdem fleißig posten. Ich gebe mein Bestes :) Jetzt aber ohne Umschweife zu meinen Erlebnissen.



Nach den zwei Wochen Ferien, die wir ordentlich genossen haben, kam die Prep-Week auf uns zu. Die Schule ging noch nicht richtig los, es war nur die Vorbereitungswoche. Für uns nicht ganz so elementar und meist eher ermüdend, da wir nicht richtig etwas machen konnten und viel zugehört haben. Gut dabei gewesen zu sein war es trotzdem alle mal, konnte man schon mal alle Lehrer und sonstigen Kollegen kennen lernen und wurde am ersten Schultag nicht ins kalte Wasser geschubst. Zudem sind Katastrophenmaßnahmen natürlich verpflichtend, es kann immer man die Erde beben, das Gebäude in Flammen aufgehen oder ein Tsunami anrollen. Anscheinend hat es auch schon mal ein Erdbeben gegeben während ich hier war, also eines das man richtig gespürt hat, das habe ich aber anscheinend gekonnt verpennt. So ein Erdbeben rüttelt mich nicht aus meinem wohlverdienten Schlaf. Wie gesagt, richtig viel los während der Prep-Week nicht, anstrengend war es trotzdem und so richtig fähig am Nachmittag noch groß was zu machen waren wir alle nicht. Die Kollegen sind aber alle nett und sehr zuvorkommend uns Freiwilligen gegenüber. Der Schuldirektor und unser Koordinator scheinen auch beide sehr darum bemüht dafür zu sorgen, dass wir nicht zu viel arbeiten und auch unseren Kapazitäten gerecht eingesetzt werden und nicht immer nur in der selben Klasse sind. Beim Deutschunterricht helfen, Sport unterstützen, dann wieder normalen Unterricht machen, es verspricht auf jeden Fall abwechslungsreich zu werden. Ich bin jetzt übrigens auch primär nicht im Kindergarten eingesetzt, sonder in der Vorschule. Das ist ganz schön, da ich einige der Kinder schon aus der Summerschool kenne, da hatte ich gleich bekannte Gesichter in meiner Klasse. Aber dazu dann mehr wenn ich zur ersten richtigen Arbeitswoche komme. Erstmal gab es auch ordentlich Geld von der Schule. Bezahlung für die Summerschool und unsere Bezahlung für August. Das hat meine katastrophale Haushaltsbilanz erst mal wieder ausgeglichen. Ich führe über jede Ausgabe und Einnahme penibel Buch und August war - um es salopp auszudrücken - arschteuer. Ich meine, dass war auch klar, wir haben uns im ersten Monat gehen lassen, unsere Ferien genossen und uns ein paar teure Sachen gegönnt, aber so weiter machen kann ich auf keinen Fall :D Während der Schulzeit haben wir aber auch gar nicht die Zeit so viel Geld auszugeben, es wird also schon hinkommen :) Auch das Wochenende von Woche Nummer 6 verlief eher ruhig und ohne große Unternehmungen. Manchmal muss man auch einfach mal die Seele baumeln lassen und nichts tun :)



Live life to the fullest: get a 'Frozen' Cup :D
Kommen wir also zur ersten richten Arbeitswoche. Der Zeitplan ist schon etwas mörderisch. Es gibt zwei Busse, Laura und ich müssen also beide jeden Tag immer alle Busdienste machen. Es gibt einmal den Bus morgens, dann einen um 13 Uhr und einen um 16 Uhr. Wir werden monatlich die Busse tauschen, denn für den einen muss man wie zur Summerschool bis nach Sumiyoshi fahren, während der andere quasi vor der Haustür hält, man kann also deutlich länger schlafen. Diesen Monat bin ich auf dem Killer-Du-Bekommst-Nicht-Genug-Schlaf-Bus. Das heißt für mich um 05:40 aufstehen, schnell was frühstücken und Zähne putzen, dann mit der Bahn nach Sumiyoshi, auf dem Weg einen Snack für den Tag im SevenEleven abgreifen und dann gegen 6:45 mit dem Bus in Richtung der ersten Station abfahren. Um 7:20 sammeln wir die ersten Kinder auf und kommen gegen 8:30 an der Schule an. Der Nachmittagsbus liefert mich gegen 17:15/25 an Sumiyoshi ab, sodass ich spätestens um 17:45 zu Hause bin. Das heißt, dass ich 12 Stunden unterwegs bin. 10 Stunden davon auf jeden Fall Arbeit, minus eine Stunde Pause. Aber wir werden auf jeden Fall Ausgleich erhalten. Aus der ersten Woche habe ich aber schon mal gelernt, dass nach 24 Uhr schlafen gehen keine gute Idee ist, wenn man vor 06 Uhr auf den Beinen sein muss. Zumindest am Samstag konnte ich den Schlafmangel wieder ausgleichen, am Sonntag hat mich ein Skypegespräch bis fast 07 Uhr morgens wach gehalten :D Witzig war, dass ich bei meinem Weg ins Bett eine Mitbewohnerin aus dem Share-House auf dem Weg zur Arbeit getroffen habe. Draußen stand die Sonne auch schon gefühlt im Zenit, aber das war okay. Leider wurde ich am nächsten Morgen von den Renovierungsarbeiten aufgeschreckt, sodass ich nicht artgerecht bis 17 Uhr schlafen konnte, sondern schon recht früh auf den Beinen war. Am Abend bin ich dann wie ein Stein ins Bett gefallen :D



Aber ich schweife vom Thema ab: meine erste Arbeitswoche. Der Tag sieht also wie folgt aus:
Morgen Bus,
Doppelstunde Unterricht,
Snack,
Doppelstunde Unterricht,
Lunch,
13 Uhr Bus,
Pause,
Unterricht,
16 Uhr Bus.
Unser Tag wird wie alle Pläne der Lehrer über Googlekalender geregelt. Das ist sehr praktisch, da man den Kalender direkt mit dem Handy synchronisieren kann und so auch offline immer seinen Stundenplan dabei hat, ohne alles manuell einzugeben. Ich bin dadurch richtig Fan von dem Kram geworden, den ich vorher immer unnötig fand, und nutze das jetzt auch für private Terminplanung :) Ich bin also hauptsächlich in der Preschool und helfe in einer netten kleinen Klasse von 14 Kindern in Unterricht. Die lernen hier Buchstaben, Schreiben, Lesen, Zahlen, Rechnen, Zählen und natürlich Verhaltensnormen und Werte. Wie man sich zu benehmen hat und so weiter. Dann gibt es noch Deutsch- und Japanischunterricht, der Rest ist alles in Englisch, Kunst, Musik, IT, Sport und Bibliothekszeit. Ich achte darauf, dass die Kinder sich benehmen, vernünftig mitarbeiten, helfe denen die noch nicht so weit sind und achte darauf, dass die die schon weiter sind genug gefordert sind. Die Reichweite ist sehr groß. Manche Kinder können kaum die Buchstaben, ein Mädchen kann schon schreiben und zählen wie eine Drittklässlerin, ein anderes liest Bücher Zeile für Zeile als hätte es nie etwas anderes im Leben gemacht. Da muss man schon darauf achten, dass alle angemessen Unterstützung oder Förderung bekommen. Manchen Kindern helfe ich dann ihren Namen korrekt in großen und kleinen Buchstaben zu schreiben, andere ermutige ich noch ein paar Sätze zusätzlich auf ihr Bild zu schreiben. Beim Japanischunterricht bin ich nicht dabei, Deutsch hatte ich bislang erst ein Mal. Das war eher eine Kennen-Lern-Stunde, mal sehen wie es dann später wird. Bei Musik bin ich auch nicht dabei, nur beim ersten Mal habe ich die Kinder begleitet, da sie die Lehrerin noch nicht kannten und dann wenigstens mich als bekannte Person dabei hatten. In Sport werden alle Schüler zur Zeit auf das anstehende Sportfest vorbereitet. Springen, Werfen, Laufen etc., das volle Programm. Schwimmunterricht gibt es auch, da bin ich allerdings auch nicht dabei. Nach dem Mittagsbus, der von etwa 13 Uhr bis 14:15 fährt haben alle Freiwilligen eine Stunde Pause, meistens gehen wir dann etwas zu essen kaufen und füllen unsere Mägen wieder auf. Danach gibt es dann noch eine Stunde und der Tag endet mit dem Busdienst um 16 Uhr.
Mittwochs gibt es keinen Nachmittagsunterricht, aber eine Nachtmittagsbetreuung. Die Busse fahren also trotzdem, wenn denn Buskinder in der Betreuung sind, was sie auch sind. Einer von uns drei Freiwilligen muss in der Pause mit auf dem Schulhof sein, die anderen haben den Nachtmittag dann komplett frei. Wir werden diese Zeit wohl hauptsächlich zum Japanisch lernen nutzen :)
So weit erst mal zu meinem Arbeitsleben.
Bilder kann ich heute leider keine spannenden anbieten, ich fotografiere ungern im Unterricht und vom Wochenende habe ich auch nichts aufregendes. Es war wieder mehr ausschlafen :D Wir waren noch ein wenig shoppen, haben uns mit allem möglichen eingedeckt und waren verschiedene Restaurants testen, viel mehr aber nicht... Ich kann mal ein Bild vom Ramen da lassen :D
Ramen :)
Dieser nette Herr hier hat vor einem Einkaufszentrum sehr spektakulär Speiseeis zubereitet :)

Mittwoch, 27. August 2014

Update: Neue Galerie und Schedule

Kurzes Update.

Ich habe mich der Galerie angenommen, sie ist jetzt deutlich sortierter und größer, sollte jetzt schöner zu bedienen sein und schöner zu begucken sein. Wird jetzt auch immer konstant aktualisiert mit neuen Bildern.

Außerdem noch mein Plan für diesen Blog:
Je nach Möglichkeit und Zeit wird es jede Woche zwei Posts geben. Einmal den wöchentlichen Bericht über alles das was mir so bei der Arbeit passiert ist und was ich erzählen will, zu erkennen an der Nummerierung. Jede Woche eine Nummer, also Woche 1 ist #01 und so weiter. Klar so weit? Gut. Außerdem wird es noch einen zusätzlichen Post geben, zum Beispiel über ein besonderes Erlebnis, eine kurze Geschichte, der ich mehr Aufmerksamkeit widmen will, oder sonstige Sachen, wie der "Missen und nicht missen wollen"-Artikel. Ich behalte mir vor bei Zeitmangel diesen Plan nicht einzuhalten, aber so ungefähr will ich es schaffen. :)

Holiday #04-05 Sightseeing and other stuff

Nach drei Wochen Summerschool war sie dann vorbei und für uns gingen die Sommerferien los. Zwei Wochen Freizeit, tun und lassen was wir wollen und unsere Möglichkeiten genießen. Der oberste und wichtigste Punkt auf der Agenda war ganz klar: Entspannen. Die Summerschool war zwar ziemlich relaxed, aber trotzdem, Ferien sind da um auszuschlafen und sich Zeit zu nehmen. Das haben wir auf jeden Fall auch gemacht. Vor 12 ging es nur aus dem Bett, wenn ein größerer Trip anstand.Am ersten Montagabend haben wir uns den Hafen hier in Kobe angeschaut. Ich kann die ganzen schönen Bilder nicht hier im Post unterbringen, sie werden aber in der Galerie zu finden sein. Der Hafen ist am Tag ganz nett anzusehen, sehr geschäftig, mit vielen Läden und Einkaufsmöglichkeiten, wenn man Klamotten shoppen möchte oder sein Geld sonstig in großen Mengen loswerden will, ist man hier auf jeden Fall richtig, seinen richtigen Reiz entfaltet er aber ab der Abenddämmerung. Der beleuchtete Kobe Tower, das Riesenrad, die großen Hotels verwandeln den Hafen in ein prächtiges Meer aus Farben. Ganz besonders gut hat mir ein Platz gefallen der direkt vor einen Hotel liegt. Abgeschottet von dem Trubel am Pier, zwischen Bäumen und Rasenflächen kann man hier sitzen und dem bunt beleuchtetem Wasserspiel eines Brunnens zusehen. In der Dämmerung und im Dunkeln unglaublich schön und entspannt. Hier werde ich auf jeden Fall nicht zum letzten Mal gewesen sein. Nach einer kleinen Einkaufstour, ich brauchte eindeutig noch eine kurze Hose, und dem genießen des Abends sind wir dann wieder nach Hause gelaufen, der Hafen liegt gerade mal 10 Gehminuten vom Sharehouse entfernt.
 Wir haben es uns natürlich nicht nehmen lassen einige Tage später nochmal wieder zu kommen, diesmal später, sodass es schon wirklich dunkel war. Diesmal ging es auch auf den Kobe Tower, von dem man eine beeindruckende Sicht über die Skyline Kobes und den Hafen hat. Im Dunkeln und von oben ist es einfach beeindruckend schön. Der Hafen ist sowieso genial. Wenn man nichts besonderes vor hat, macht es auch einfach Spaß sich abends an den Pier zu setzen und zu genießen. Es ist genial einen solchen Platz quasi direkt vor der Haustür zu haben. Kobe mag zwar groß und chaotisch wirken, ist aber auch eine wirklich schöne Stadt. Nicht überfüllt von Touristen wie Tokyo oder Kyoto, aber dennoch mit vielen spannenden Sachen zu sehen und zu erleben. Ich kann es nur empfehlen.
Aber den Hafen war natürlich nicht das Einzige, was wir uns in den zwei Wochen die wir frei hatten angesehen haben. Wie gesagt, wir sind es eher ruhig angegangen und haben nicht so viele große Sachen unternommen, Kyoto und Tokyo stehen noch auf der Liste, aber man kann sich auch viele Sachen hier in der Umgebung ansehen.
Zum Beispiel gibt es hier in Kobe einige Shinto-Schreine. Alles zu Fuß erreichbar. Die Schreine sind nicht nur schön anzusehen, nein, man kann auch für die verschiedensten Sachen beten und die Götter um Hilfe bitten, ob es um gute Noten in der Schule, Glück in der Liebe und Beziehung, die Mehrung des persönlichen Reichtums oder ein gesundes Leben geht, für alles gibt es einen passenden Schrein und Gott. Und das Beten ist dazu noch einfach: eine beliebige Summe Geld in den vorgesehenen Behälter werfen (je mehr man den Göttern gibt, desto wahrscheinlicher erfüllt sich wahrscheinlich das Gebet), sich verbeugen, in die Hände klatschen und sich wieder verbeugen, sowie einmal an der großen Glocke bimmeln. Mein Gebet hat sich übrigens nicht erfüllt, vielleicht waren die Götter mit meiner doch eher kleinen Spende nicht zufrieden.
Wir haben uns zwei verschiedene Schreine angeguckt, einen mitten in der Stadt, hier gab es noch einen schönen Park oben drauf und einen am Berg, hier gab es noch eine geniale Aussicht über die Stadt dazu. Im traditionell japanischen Stil sind die Schreine auf jeden Fall ein Hingucker und natürlich sowieso Pflicht in jedem halbgaren Kulturprogramm. Der Schrein am Berg war leider gerade am schließen als wir angekommen sind, wir mussten also recht schnell wieder gehen, er lag aber mitten im Kitano-Viertel, in dem es "Ausländerhäuser" zu bestaunen gibt. Das Viertel erinnert etwas daran wie man sich die Hollywood Hills vorstellt, zumindest so wie man es tut, wenn man amerikanische Spielfilme guckt und es gibt zusätzlich noch viele klassische länderorientierte Häuser, zum Beispiel klassische mediterrane Bauten, oder auch klassische deutsche Fachwerkkonstruktionen. Schönes Viertel, wenn auch durch die permanente Steigung etwas anstrengend zu durchwandern.
 Eine weitere spannende Sehenswürdigkeit in Kobe wartet direkt hinter dem geschäftigen Shin-Kobe Bahnhof, an dem die Shinkansen Schnellzüge Menschen ins ganze Land verteilen. Wenn man unter dem Bahnhof hindurch geht, gerät man auf einen Pfad, der in die Berge hinauf führt. Für eine kleine Wandertour gewappnet haben wir uns also auf den Weg gemacht. Nach hunderten Stufen, auf denen man ganz bestimmt nicht stolpern und fallen will, kommt man schließlich am Ziel der Begierde an: ein Wasserfall, der aus Bergen in die tiefe stürzt. Vielleicht nicht der höchste Wasserfall den man je gesehen hat, aber ein solch idyllisches Plätzchen erwartet man nicht direkt hinter dem immer beschäftigten Bahnhof. Auch hier kann man sich einfach mal hinsetzen, sich von den leichten Tropfen abkühlen lassen und die Natur genießen, die hier übrigends überall sehr laut ist. Aber nach einer Weile gewöhnt man sich an der immerwährende, sehr laute Gezirpe der Zikaden. Der Wasserfall ist aber nicht das finale Ziel dieser Reise, man kann den Berg noch weiter erklimmen. Ganz oben waren wir nicht, dazu war es uns zu heiß, aber bis zu einer Aussichtsplattform sind wir noch gekommen, von der man, es wird langsam zur Gewohnheit, eine beeindruckende Aussicht über die Bucht von Kobe hat. Hier sollte ich unbedingt auch nochmal nach Sonnenuntergang herkommen, um die Aussicht noch etwas beeindruckender sein zu lassen.
 Das war es erst mal für Kobe, in unserer freien Zeit haben wir auch viel am Commonroom gearbeitet, dessen Renovierung nun endlich abgeschlossen ist, man kann nun hier auch endlich kochen und gemütlich sitzen, was wir natürlich auch schon getan haben und tun. Aber unseren Trip nach Osaka kann ich noch hinzufügen, der bestimmt auch nicht der letzte war.

 Wir haben uns also "früh" am morgen in den Zug gesetzt und sind rüber nach Osaka gefahren, um uns ein paar der dortigen Sehenswürdigkeiten und die Stadt an sich anzuschauen. Osaka und Kobe sind quasi in einander verschmolzen, die Zugfahrt hat also nicht so lange gedauert und mittags waren wir in Osaka. Erstes Ziel: Das Sky Building. Osakas größten und architektonisch beeindruckendstes Gebäude, von dessen Aussichtsplattform man, Achtung!, eine unglaubliche Aussicht über die Stadt genießen kann. (Warnung, das war noch nicht die letzte Aussicht) In der Galerie werden hier auch bald mehr Bilder auftauchen und auch hier werde ich irgendwann nochmal nach Sonnenuntergang wieder kommen müssen, aber das steht sowieso auf dem Plan, Osaka ist noch nicht komplett erobert.
Auf dem Weg durch die Stadt, ebenso so sauber wie Kobe, aber deutlich größer und moderner, in der Innenstadt finden sich fast nur gigantische Glasbauten, sind wir durch den Rosengarten der Teil eines Parks ist gelaufen. Der Park liegt auf einer Insel und liefert in seiner Stille und mit seinem Grün einen schönen Kontrast zur lauten, grauen Stadt jenseits des Wassers. Leider standen die Rosen nicht in ihrer Blüte, nur einige wenige Blüten waren zu finden, aber auch so hat mir das kleine Stückchen Grün sehr gut gefallen. Würde ich in Osaka leben würde ich hier regelmäßig zum relaxen und entspannen herkommen. Vielleicht schaffen wir es ja nächstes Jahr die Rosenblüte zu erleben.

Nach einem längeren Marsch durch die Stadt sind wir dann endlich beim Hauptziel unserer Städtewanderung angekommen: der Osaka-Jo, einer mittelalterlichen Burg in einem großen Park mitten in Osaka. Entstanden im 16ten Jahrhundert, das Fundament in Granit geschlagen, als unzerstörbare Festung Osakas. Einige Zeit später dann zerstört, tja, man sollte seine Burgen niemals als "unzerstörbar" anpreisen, das lockt zu viele Feinde an (okay, wollen wir fair bleiben, das meiste ist durch einen Blitzeinschlag abgebrannt, trotzdem wurde die Burg mehrfach eingenommen und erobert) und im 20ten Jahrhundert dann wieder erneut errichten und restauriert. Der Park allein hatte schon was, die Burg war aber wirklich beeindruckend. Drinnen gab es ein Museum, in dem man viel über die kriegerische Geschichte des Bauwerkes lernen konnte und in dem es zum Glück auch englische Erläuterungen gab. Ganz oben gab es, wie kann es anders ein, eine Aussichtsplattform, auf der wir die finale schöne Aussicht über Osaka genießen konnten. (so das war es echt) Ich bin ein Fan von Aussichten und der Wind war angenehm kühl, es ist nämlich immer noch echt saumäßig warm, hoffentlich beginnt es im September endlich etwas abzukühlen. Den Rückweg haben wir uns dann gespart, zu warm, und haben die Bahn direkt von der Burg genommen, wieder zurück nach Kobe. Es gibt noch mehr zu sehen in Osaka, das sollte also nicht der letzte Besuch gewesen sein. Außerdem stehen auf jeden Fall noch Nara und Kyoto auf dem Plan, die auch in Tagestripabstand liegen.
Bevor ich aufhöre zu schreiben will ich noch eine kleine nette Story teilen:
Wir waren an einem Abend Sushi essen in einem Restaurant in der Nähe von unserem Sharehouse. Wir gehen also rein, bekommen einen Tisch zugewiesen, bestellen und denken uns nichts Böses. Am Tisch neben uns saß eine japanische Familie, mit Großvater, Mutter, Vater und kleinem Kind. Unser Essen ist gekommen und auf einmal kam ein Kellner/Koch, der uns vorher nicht bedient hatte und stellt uns ein Gericht auf den Tisch, das wir nicht bestellt hatten. Wir waren zuerst mal verwundert, ob er uns etwas falsches gebracht hat. Auf seine Frage ob wir Japanisch sprechen und meine Antwort "ein bisschen" hat er uns dann auf Englisch erklärt, dass das Essen ein Geschenk vom Nachbartisch sei. Wir haben uns natürlich überschwänglich bedankt und haben uns gewundert wieso. Der Großvater hatte uns wohl Deutsch sprechen hören und fand es toll junge Leute mit Interesse an Japan und japanischer Kultur zu sehen, oder so ähnlich, und dachte sich dann, er gibt uns mal einen aus. Es hat sehr lecker geschmeckt, vielen Dank an diese nette Familie an dieser Stelle, ich sag es ja, Japaner sind einfach nette Menschen ;)

Bleibt am Ball, ich update die Tage noch die Galerie und schreibe den Bericht vom GP Kobe, dem Magic Turnier an dem ich am letzten Ferienwochenende war, wenn es jemanden interessiert :)

Freitag, 15. August 2014

Missen und nicht missen wollen...

Seit ich in Japan bin sind mir so einige Dinge eingefallen die ich aus Deutschland vermisse, aber es ist mir auch so einiges anderes aufgefallen, was ich aus Japan vermissen werde, wenn ich wieder zurück nach Deutschland komme. Hier eine kleine Übersicht:

Ich vermisse...

  • Das Leitungswasser. Ernsthaft, man lernt die einfach Dinge zu schätzen, wenn man sie nicht mehr hat. Natürlich gibt es in Japan frisches, sauberes Wasser aus dem Wasserhahn, aber vom Geschmack kommt das nicht das unser gutes, deutsches Leitungswasser heran. Das deutsche Leitungswasser schmeckt, nun ja, nach Wasser. Kein Beigeschmack, einfach frisches und genießbares Wasser. Hier in Japan muss man für leckeres Wasser schon in den Supermarkt gehen und sich Wasser in Flaschen kaufen. Das Leitungswasser schmeckt nach Chlor, nicht übertrieben schlimm, aber selbst aus Filterwasserhähnen hat man diesen chlorigen Beigeschmack. "Buah", denkt sich da der Deutsche in mir. Auch beim Duschen ist es nervig, die Augen brennen etwas, nicht schlimm, aber lieber habe ich das deutsche Wasser, in Zukunft werde ich es mehr zu schätzen wissen.
  • Die Türrahmen. Es ist eine Qual und ich weiß nicht, ob es an meinem Share-House liegt, oder es ein generelles Ding in Japan ist, aber in den drei Wochen die ich hier bin als ich diese Worte verfasse, kann ich schon nicht mehr mitzählen wie oft ich mir meinen Schädel an den viel zu niedrigen Türrahmen gestoßen habe. Dabei sind die Japaner meiner Beobachtung nach nicht einmal so viel kleiner als wir Europäer. Dazu kommen dann noch die Schwellen, die den Bereich von Draußen-, Haus- und Toilettenschuhen begrenzen, die die Türrahmen indirekt noch niedriger machen. Autsch!
  • Die öffentlichen Mülleimer. Es gibt keine, oder so gut wie keine öffentlichen Mülleimer auf den japanischen Straßen, man muss seinen Müll immer mit sich herum und bis nach Hause schleppen. Wenn dann doch mal irgendwo einer steht, dann ist das eine Rarität. Als ich mit Kathleen den Weg zu ihrer Fernbusstation gesucht habe, haben wir uns gemerkt, dass wir am Mülleimer links abbiegen müssen. In Deutschland wäre diese Information nichts wert, hier ist ein Mülleimer eine richtiger Meilenstein.
  • Ampelphasen. Ja, richtig gelesen: Ampelphasen. Die Ampelphasen hier sind einfach ätzend lang. Es bringt einem herzlich wenig, dass sie Ampeln gefühlte 10 Minuten auf grün sind, wenn man nur wenige Sekunden braucht um die Straße zu überqueren, da reichen eben diese paar Sekunden grün, und wenn man vor einer roten Ampel steht, dann wird es richtig ätzend. Es werden bestimmt am Ende einige Tage sein, die ich insgesamt vor Ampeln gewartet habe.

Ich möchte nicht missen...

  • Die Menschen. Die Menschen in Japan sind tatsächlich alle sehr freundlich und zuvor kommend, das merkt man wirklich. Ich kann nicht einmal genau konkrete Beispiele nennen, aber jeder ist einfach freundlich und zuvor kommend, nicht so wie in Deutschland, wo man von den meisten nur schief an geguckt wird, wenn man verloren aussieht, einem die Tür vor der Nase zugedrückt wird  und man beim Gehen auf dem Fußweg an gerempelt wird. Und wenn es doch mal zu einem Missgeschick oder Unachtsamkeit kommt, dann entschuldigt man sich gleich und überschwänglich, was man in Deutschland auch nicht wirklich oft sieht.
  • Die Bahn. Eine Verspätung von 5 Minuten ist zum einen schon eine Rarität, zum anderen wird sie groß angesagt und der Zug kommt dann auch tatsächlich nur 5 Minuten zu spät und keine 15-20, während man als Pendler in Deutschland jeden morgen bangen muss, ob überhaupt mal ein Zug nicht ausfällt. "Oh, es ist eine Schneeflocke gefallen, lasst uns alle Züge absagen!" - Deutsche Bahn.  "Es gab ein Erdbeben von 7,5 auf der Richterskala, unser Zug kommt zwei Minuten zu spät, setzt alles dran die Zeit einzuholen!" - Japan Railways
  • Das Essen. Ich mag zwar das deutsche Essen und vermisse es auch irgendwo, zumindest ein gutes deutsches Brot zum Beispiel, aber ich bin mir sicher, dass ich die japanische Küche vermissen werde, wenn ich zurück in Deutschland. Ramen ist der Wahnsinn und all die anderen Gerichte mit einer Menge Reis, Ei, Nudel, Meeresfrüchten, das ganze nochmal frittiert, sind einfach nur köstlich. Ich stehe total auf japanische Küche. Ich meine es gibt hier kein Rühr- oder Spiegelei, nein, das wäre ja viel zu einfach, das Ei wird dünn ausgestrichen und dann mehrfach gefaltet. Man kann es sich natürlich auch unnötig schwer machen, aber meiner Meinung nach ist es so viel besser als gerührt oder gespiegelt.
  • Fruchtsäfte. In Japan gibt es einfach eine gewaltige Auswahl an leckeren Fruchtsäften und fruchtigen Softdrinks, wie man sie in Deutschland nicht hat. Zudem gibt es alle 5 Meter einen Getränkeautomat, ich habe noch nie erlebt, dass etwas vergriffen war, bei denen man sich eben dieser Auswahl bedienen kann. Wo ist Fanta-Weintraube in Deutschland? Wo sind der Pfirsichnektar und Nashibirnensaft, die man hier an jeder Straßenecke bekommt?